| Begegnung mit Osteuropa

La fuite de Louis: Q2-Französischkurs wird Landessieger im Schülerwettbewerb „Begegnung mit Osteuropa“ 2022

Für ihren Videobeitrag zu einem Erlebnisbericht eines französischen Kriegsgefangenen in Ostpreußen im Zweiten Weltkrieg wurden Sina Mirring, Henri Gottschlich und Janic Vollmer im Rahmen der Landessiegerehrung in Oberhausen mit einem Landessiegerpreis im NRW-Schülerwettbewerb „Begegnung mit Osteuropa“ ausgezeichnet:

Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen Ostprovinzen Deutschlands wie Pommern, Schlesien, Ostbrandenburg oder Ost- und Westpreußen am Ende des Zweiten Weltkriegs sind außerhalb Deutschlands und der betroffenen Länder in Mittel- und Osteuropa wenig bekannt. Wir stellen dieses schwierige Kapitel europäischer Geschichte durch die Augen eines französischen Kriegsgefangenen, Louis Suarez, dar, der in seinem Buch ‚Sept années volées à ma jeunesse‘ die Jahre seiner Gefangenschaft in Ostpreußen von 1940 bis 1945 dokumentiert hat.

Im Rahmen des europäischen Austauschprogramms Erasmus+ haben wir diese an der Ostsee gelegene Region besucht, die heute zu jeweiligen Anteilen zu Polen, Russland und Litauen gehört und wo die Spuren deutscher und europäischer Geschichte noch immer sichtbar sind: die Burgen des Deutschen Ordens aus dem Mittelalter, die Kirchen und Dome, die von der Reformation Martin Luthers zeugen, Philosophen von Weltrang wie Immanuel Kant, die Überreste einer einzigartigen Mischung baltischer und deutscher Kultur auf der Kurischen Nehrung. Die Statue des „Ännchen von Tharau“, der Hauptfigur eines bekannten deutschen Volksliedes, wurde auf dem Theaterplatz in Memel, litauisch Klaipėda, wieder aufgestellt. Hier wie in Heydekrug, litauisch Šilutė, gibt es jeweils ein Kulturzentrum für die Mitglieder der deutschen Minderheit und man findet noch viele weitere Spuren, wenn man nur die Augen offenhält.

Heute wird die Region von der Außengrenze der Europäischen Union rund um das Königsberger Gebiet, die russische Exklave Kaliningrad, durchtrennt. In der Vergangenheit war sie mehrfach Schauplatz europäischer und sogar französischer Geschichte. Die preußische Königin Luise floh 1807 vor französischen Truppen aus Königsberg über die Nehrung nach Memel, um sich vor dem französischen Kaiser Napoleon in Sicherheit zu bringen, den sie daraufhin in Tilsit traf, dem Ort des berühmten Friedensschlusses. Auf der Kurischen Nehrung fanden wir ein Denkmal, das französischen Kriegsgefangenen aus der Zeit des Deutschen Kaiserreiches gewidmet war. Weiterhin wurde das gesamte Memelland nach dem Ersten Weltkrieg unter französische Verwaltung gestellt, bevor es 1923 von Litauen besetzt und dem Nachbarland angegliedert wurde, um 1939, wenige Monate vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, zu Deutschland zurückzukehren.

Die Hauptfigur unserer Geschichte, Louis, kam 1940 als Kriegsgefangener nach Ostpreußen, nachdem die französische Armee zusammengebrochen war und deutsche Truppen Frankreich besetzt hatten. Er musste auf dem Gut Groß Partsch im Süden der Provinz Arbeit leisten. Während der Jahre seiner Gefangenschaft verliebte er sich außerdem in Hilde, eine Bedienstete der Baronin.

Unsere Fluchtgeschichte beginnt am Ende des von Deutschland ausgelösten Zweiten Weltkrieges, der von Beginn an viel Leid über die Völker Europas gebracht hatte und gerade im Osten besonders gewaltsam geführt worden war.“

Einen Siegerpreis erzielten außerdem Luise Hoppermann, Leonie Schraven, Johanna Lösing, Dina Surenbock und Josephine Weber mit einem Beitrag über die Flucht der französischen Hugenotten nach Preußen im Fach Geschichte. Im Fach Musik wurden gleich drei Siegerpreise erzielt.

Der mit Mitteln der Kulturförderung nach § 96 Bundesvertriebenengesetz finanzierte Schülerwettbewerb soll das Schicksal der Deutschen in ihren historischen Siedlungsgebieten jenseits von Oder und Neiße sowie die geschichtlichen und kulturellen Beziehungen zu ihren Nachbarn in Osteuropa im Bewusstsein erhalten.