Der Literaturkurs in der Oberstufe

Literatur als Krimi

Was ist Literatur? Wie schreibe ich einen Krimi? Wie erzeuge ich Spannung?

Fragen, die sich in den Köpfen der Schüler stellen, wenn sie den Literaturkurs von Frau Einbrodt belegen.

Wir widmen uns der Themenfindung, es soll ein Krimi sein. Diese Literaturgattung vereint abwechslungsreiche Aspekte: sich aufbauende Spannung, Brisanz der Figurenkonstellation, Konflikte, Lösungen, mögliche Differenzen… überraschende Einzelpunkte… Wer war der Mörder? Hierzu muss wohl überlegt werden, die Struktur muss klar definiert sein. Leser/Zuhörer müssen die Geschichte verstehen, nachempfinden können, mitfiebern…

Kreatives Schreiben ist angesagt. Wie beginne ich, wie erfinde ich Charakterfiguren? Wie können/sollen/müssen sich diese entwickeln? Wie erzeuge ich Spannung und Abwechslung?Der ganze Kurs ist am Schreiben des Krimis beteiligt. In Kleingruppen können verschiedene Aspekte weiter vertieft werden, doch stets sind alle am Geschehen und der Fortentwicklung beteiligt.

Es bleibt aber nicht beim Schreiben, beim Konstruieren… Das Vorstellungsvermögen geht viel weiter…Jeder Schüler/jede Schülerin stellt eine Figur selbständig auf der Bühne dar.

Denn: Ziel ist auch, den erstellten Krimi zu präsentieren, in der Öffentlichkeit, in einer kulturellen Einrichtung außerhalb der Schule.

Darstellendes Spiel muss trainiert werden, wie stelle ich mich dar, wie spreche ich laut und verständlich, überzeugend…Die szenische Präsentation ist neben dem Schreiben wesentlicher Bestandteil des Kurses.

Dabei erlangen die SchülerInnen vielfältige soziale und mediale Schlüsselkompetenzen und –Qualifikationen: kreative Kompetenz, soziale, Entscheidungs-, Rollen-, Problemlösungs-, Gestaltungs-, Konfliktlösungs-, Kommunikationskompetenz und weitere mehr. Wenn die Geschichte fertig erdacht und verfasst ist, folgt schließlich die weitere Planung: Wo soll/kann aufgeführt werden? Organisations- und Planungskompetenz ist gefragt.

Eigene selbst erdachte Figuren, die wir interessant, merkwürdig, komisch finden – treffen sich in bislang ungeahnten Kombinationen und führen damit zu neuen, abenteuerlichen Szenen… Die Szenen – ernst, dramatisch, lustig, … – führen uns zur Präsentation mit spannenden Figuren und Konstellationen.

Die SchülerInnen werden angeregt, ein kulturell einzigartiges selbst erschaffenes Werk in kreativer Eigenleistung zu verfassen, zu üben, aufzubauen, szenisch zu präsentieren, zu organisieren, zu evaluieren. Ihre Ideen führen zu Visionen, Inspirationen…

Dabei wächst auch die Selbstwirksamkeit, etwas zu der Geschichte, der Organisation, der Aufführung beitragen zu können, schließlich ist jede Figur wichtig und einflussreich. Die ästhetische Wahrnehmung der SchülerInnen wird geschult: Wie klingt der Satz, wie wirkt die Figur, wie stelle ich diese dar, wie kann die Wirkung beim Hörer/Zuschauer sein?

Alles zusammen führt zu einem kulturellen Unikat, auf das die SchülerInnen immer und gerne stolz sein können. Eine eigene Produktion, die es so noch nicht gegeben hat.

Als Beispiel hier ein kurzer Zeitungsausschnitt einer erfolgreichen Krimi-Präsentation:

Mörderische Unterhaltung in der Stadtbibliothek

Am 13.06.17 lud der Literaturkurs der Jahrgangsstufe Q1 zu einer „mörderischen“ Unterhaltung in die Stadtbibliothek ein. Ein „Claripper“ suchte sich Opfer innerhalb einer Selbsthilfegruppe aus. Dies führte zu einer Reihe von Verwicklungen, Konflikten und überraschenden Wendungen. Am Ende aber musste der Täter seine Identität dem verblüfften Publikum selbst enthüllen.

Allen Schülerinnen und Schülern, die zusammen mit ihrer Lehrerin Karin Einbrodt den Zuschauerinnen und Zuschauern einen unterhaltsamen Theatergenuss geboten haben, sei herzlich gedankt.

Literatur als Poerty-Slam

Literatur – was ist Literatur?

Goethe, Schiller, Lessing, Shakespeare, Joyce… ja!

Aber Literatur, das ist auch gelebtes Denken, gedachtes Leben, die Welt um uns herum und in uns wahr zu-nehmen, für wahr zu nehmen, auf zu nehmen, aus zu drücken, das Außen auf zu nehmen, das Innere aus zu drücken.

Literatur, das ist auch Spielen mit Sprache, gesprochenes Spiel, gespielte Sprache.

Literatur, das ist vor allem, eine eigene Stimme zu finden, die eigene Stimme auszudrücken, eigene Gedanken zu spüren, vielleicht nur leis Gespürtes durch Worte zu verstärken, in eine Form zu geben, oder ganz formlos auszudrücken, und in einem geschützten Rahmen zu präsentieren, unserem „Kreativ-Kreis“;

zu erfahren, dass wir uns ausdrücken dürfen, dass wir vorurteilslos mit unserem Ausdruck angenommen werden, dass wir ehrliches Feedback bekommen, konstruktives Feedback, nicht geschönt, aber immer wertschätzend dem anderen gegenüber.

„Poetryslam“ heißt mein Literaturkurs, und am Ende soll eine öffentliche Aufführung stehen, in der Teilnehmer des Kurses und nach gemeinsamer Entscheidungsfindung auch andere Teilnehmer, ihren Gedanken eine Stimme geben, die gehört wird.

Das erste Halbjahr dieses Literaturkurses ist ganz dem Entdecken der eigenen Kreativität gewidmet. Schreibanlässe zu finden, durch Sinneswahrnehmungen, in der umgebenden Welt, im Alltag, durch Zufallsbegriffe, und zu schreiben. Gedichte, Geschichten, kleine Szenen. Alleine oder mit einem Schreibpartner. Durch die kontinuierliche Präsentation der eigenen Gedanken soll das Vertrauen in die eigene Kreativität gestärkt werden, auch der Mut, sich anderen mitzuteilen, die Kunst, konstruktives Feedback zu geben, Kritik zu üben, die den anderen stärkt.

In dieser Phase feilt jeder Teilnehmer daran seine eigene Stimme zu finden, das zu sagen, was ihm wichtig ist auszudrücken, und wie man die eigenen Gedanken möglichst überzeugend und wirkungsvoll präsentiert.

Im zweiten Halbjahr wird diese kreative Arbeit weiter ausgefeilt, aber in dieser Phase rückt auch der Poetryslam, der am Ende stehen soll, stärker in den Fokus.

Die Schüler bereiten diesen weitgehend selbständig vor, natürlich mit Unterstützung der Lehrkraft; sie erarbeiten eine Struktur und einen Ablauf und erfahren ganz praktisch, welche Aspekte für die Organisation einer öffentlichen Veranstaltung wie dieser nötig sind, von den ersten Vorüberlegungen bezüglich des Ablaufes über die konkreten Vorplanungen bis hin zur letztendlichen Durchführung.

So gewinnen sie über den rein kreativen Prozess auch Erfahrung im Organisieren von Veranstaltungen.