Das Fach Evangelische Religion
Auch in der Oberstufe entspricht der Religionsunterricht dem Schulprogramm. Er versteht sich als Angebot an alle Schülerinnen und Schüler, die sich auf der Grundlage des christlichen Glaubens und der Tradition der Kirchen und in der Diskussion mit anderen Weltanschauungen um eine verantwortete Lebensgestaltung bemühen wollen.
Ganz wichtig: Auch Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften und konfessionell nicht gebundene Schülerinnen und Schüler können am Religionsunterricht teilnehmen.
Für das Fach Evangelische Religion heißt in der EF das erste Halbjahresthema: Wer bin ich und wie will ich in dieser Welt leben? Im zweiten Halbjahr lautet die Frage: Wo ist mein Ort in dieser Welt und worauf kann ich für mein Leben hoffen?
Dabei entdeckt zum Beispiel der Kurs, dass Religion nicht nur am Sonntagmorgen im Gotteshaus stattfindet, sondern viel umfassender zu verstehen ist. Musik kann religiöse Züge tragen, auch der Fußball und selbst das Ernährungsverhalten. Und wenn es um das Nachdenken über angemessenes Handeln (Ethik) geht, stellen Schülerinnen und Schüler im Religionskurs fest, dass man dabei nicht allein ist: über Jahrhunderte, sogar Jahrtausende waren auch andere klugen Leute auf diesem Feld unterwegs. Und die Kolleginnen und Kollegen, die vielleicht zeitgleich in einem anderen Klassenraum bei SoWi oder Philo sitzen, unterhalten sich über ähnliche Fragen.
Manch einer bemerkt an sich Seiten, die er bislang kaum kannte. Zum Beispiel wenn es darum geht, nun einmal selber so etwas wie ein Wort zum Sonntag zu schreiben. Und das dann im Kurs vorzutragen. Und festzustellen, wie die anderen ganz still sind, weil sie genau zuhören. Da ist dann offensichtlich gelungen, was das Lehrbuch von religiöser Rede und speziell von der Predigt verlangt: dass sie existentiell sein soll und den Glauben und die biblische Botschaft ins Leben zieht, um das Sinnvertrauen der Menschen zu stärken.
Oder man versetzt sich in einen Philosophen und versucht, mit seinem speziellen Denkansatz eine Empfehlung für den gerade öffentlich diskutierten Lock-down in der Corona-Krise zu geben. Und wenige Tage stellt man fest, wie die eigenen Argumente von Politikern und Wissenschaftlern als Entscheidungsbegründung vorgetragen werden.
In der Qualifikationsphase steht zunächst die Lehre von Jesus Christus (Christologie) an. Sie ist die Grundlage für alles andere. Es folgt die Lehre von der Kirche (Ekklesiologie). Insbesondere werden krisenhafte Herausforderungen für die Kirche thematisiert, etwa zur Zeit des Nationalsozialismus.
Im letzten Schuljahr stehen Gottesbilder, Religionskritik und die Frage nach der Rechtfertigung Gottes angesichts des Leids und der Übel dieser Welt (Theodizee) auf dem Lehrplan. Fragen nach der Lehre vom Menschen (Anthropologie) und der Apokalyptik runden das Programm ab.
Der Glaube, der nach Einsicht sucht: das war schon für einen berühmten Kirchenlehrer der Gegenstand seiner Wissenschaft. Damit ist auch die Anstrengung des Denkens verbunden. Erfolge lassen sich noch immer erzielen. Auch im Fach Evangelische Religion in der Oberstufe.