| Schüleraustausch

Energiepolitik zwischen lokaler und globaler Ebene

Die europäischen Aktivitäten des Clara-Schumann-Gymnasiums bieten unseren Schülern eine Vielzahl von Berührungspunkten und aktiven Austauschmöglichkeiten mit Vertretern unterschiedlicher politischer Parteien und Entscheidungsebenen.

Nach dem Empfang mit Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) und dem Gespräch mit dem Europaabgeordneten Dr. Stefan Berger (CDU) in Brüssel fand im Rahmen des Erasmus-Plus-Programms „Waste FEW“ nun im Vorfeld des Europatags eine Podiumsdiskussion zur Energiepolitik zwischen lokaler und globaler Ebene statt. Dr. Morten Endrikat (FDP), der Landtagsabgeordnete Guido Görtz (CDU) und Maja Roth-Schmidt (Grüne), Co-Sprecherin ihrer Fraktion im Viersener Stadtrat, hatten sich bereiterklärt, die unterschiedlichen Positionen ihrer Parteien zu diesem Thema vorzustellen und konkret anhand von Beispielen auf lokaler und regionaler Ebene zu diskutieren. Alle drei Politiker hatten sich damit der Herausforderung gestellt, im Zusammenhang mit dem Erasmus-Plus-Projekt ein öffentliches Streitgespräch in englischer Sprache zu führen, um den Gästen aus Polen und der Türkei die Möglichkeit zu geben, ihren Argumentationen zu folgen und am Gedankenaustausch teilzunehmen. Auch die SoWi-Kurse der Jahrgangsstufen EF und Q1 hatten sich mit ihren jeweiligen Lehrern auf die Veranstaltung inhaltlich vorbereitet und konnten den Diskutanten direkte Fragen stellen.

Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer in verschiedenen Punkten, unter anderem in der Überzeugung, dass eine Umstellung auf einen möglichst hohen Anteil erneuerbarer Energien das Ziel sein müsse, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Roth-Schmidt war der Meinung, dass Deutschland diesem Ziel bereits viel näher sein könnte und sein sollte, da es entsprechende Technologien bereits gebe. Görtz widersprach ihr in diesem Punkt und hob die Notwendigkeit einer Brücken­technologie hervor, die gebraucht werde, um den Energiebedarf des Industrielandes zu decken. Dr. Endrikat unterstrich, dass es notwendig sei, die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland für internationale Investoren zu erhalten, weil Probleme entstünden, wenn Unternehmen einfach ins Ausland auswichen, um strengeren Regelungen und höheren Energiepreisen zu entkommen. Dies helfe auch der Umwelt und dem Klima nicht, weil so Emissionen einfach nur verlagert würden.

Durch die am Vortag im Forschungszentrum Jülich gewonnenen Erkenntnisse brachten die Schüler neben Solarenergie und Windkraft auch die Wasser­stofftechnologie ins Gespräch. Geostrategische Fragen wie die des Gasimportes aus Russland oder anderen aus demokratischer Sicht problematischen Staaten spielten ebenfalls eine Rolle.

Die europäische Dimension der Diskussion zeigte sich unter anderem in der Frage nach der Nutzung von Atomenergie. Während Deutschland gerade ausgestiegen ist, gehen mehrere Nachbarländer den entgegengesetzten Weg. Frankreich möchte seine Atomkraftwerke modernisieren, die Niederlande planen, bis 2035 zwei zusätzliche Atomkraftwerke zu bauen, und Polen steht vor dem Neueinstieg in die zivile Atomenergienutzung. Angesichts der parteiübergreifenden Forderung nach einer europäischen Lösung blieb den Diskutanten diesbezüglich lediglich der Ansatz, sich für weitere Verhandlungen mit den europäischen Partnern auszusprechen.