Er gehört neben Richard David Precht gegenwärtig zu den Philosophen, die auch einem größeren Fernsehpublikum bekannt sind: Peter Sloterdijk, bis 2017 Professor für Philosophie und Ästhetik an derStaatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Mit seinen Beiträgen und Büchern löste er in Deutschland tiefgehende Debatten aus.
Schülerinnen und Schüler im Q2-Kurs Evangelische Religion setzten sich nun mit der religionskritischen Position Sloterdijks auseinander. Über mehrere Stunden befasste der Kurs sich mit einem Text des Philosophen. Eine Herausforderung für einen Oberstufen-Grundkurs: flüssig war die Lektüre nämlich nicht, manche Ausführungen mussten Satz für Satz regelrecht durchgekaut werden.

Dabei erörterte der Kurs auch mögliche Einwände, in Partnerarbeit schrieb man fiktive Briefe an Sloterdijk. Aus diesen Briefen ist am Ende ein einziger geworden. Kursleiter Werner Beuschel schickte ihn Mitte Dezember an den Religionskritiker.
Anfang Januar kam die Antwort-Mail von Sloterdijk. Er dankte für die Initiative des Lehrers und schrieb: “Mich hat der Vorgang wirklich gefreut und angeregt. Sie finden im Anhang einen an die jungen Leute gerichteten Brief, in dem ich einige von ihren Fragen aufnehme. Ich bin Ihnen sehr verbunden, wenn Sie dieses kleine Dokument den Betroffenen bald zugänglich machen.”
Der Brief an den Kurs beginnt mit den Worten: “Zunächst möchte ich mich für Euer freundliches, ausführliches und gedankenreiches Schreiben bedanken – so etwas kommt einem nicht jeden Tag vor Augen. Ich bin berührt von der Ernsthaftigkeit des Nachdenkens, das sich in Eurem Brief ausdrückt. Auch dass Ihr einen Passus aus einer meiner Schriften als Ausgangspunk für eigene Überlegungen gewählt habt, ist mir natürlich nicht gleichgültig.”
Und es folgt eine vierseitige Stellungnahme, in der Sloterdijk teilweise sehr detailliert auf die Gedanken der Schülerinnen und Schüler eingeht. “Liebe Kursmitglieder,” endet Sloterdijk, “soweit meine Antworten. Ich wünschte, sie tragen ein wenig zu Klärungen in diesen nicht unkomplizierten Dingen bei. Nochmals meine Komplimente an Euch – und Euren Mentor, der Euch zu diesen Überlegungen angeregt hat.”
Für den Kursleiter war diese Form der Unterrichtsgestaltung eine Premiere. Und für den Kurs erst recht. Einige überlegen derzeit, ob sie dem Philosophie-Professor antworten.